Am 20. Juni 2016 veröffentlichte Prof. Dr.-Ing. habil. Volker Quaschning im Auftrag von Greenpeace die Studie Sektorkopplung durch die Energiewende – Anforderungen an den Ausbau erneuerbarer Energien zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele unter Berücksichtigung der Sektorkopplung.
Darin wird prognostiziert, dass im Interesse des Klimaschutzes Ökostrom aus Sonne und Wind auch für die Energieverbrauchssektoren Wärme und Verkehr zu nutzen sei, was als Sektorenkopplung bezeichnet wird. Als Fallbeispiel für den Sektor Wärme dient ein energetisch saniertes Einfamilienhaus mit einem jährlichen Energiebedarf (Wärme) von 15.000 kWh. Diese Wärme kann über die Kette Gasbrennwertkessel (ca. 100% Nutzungsgrad) und Power-to-Gas (65% Wirkungsgrad) ohne fossiles Erdgas aus 23.000 kWh Ökostrom bereitgestellt werden.
Demgegenüber bilanziert die Stude die Wärmeversorgung über eine Elektrowärmepumpe auf 5.000 kWh Ökostrom:
Ein Verhältnis von 1 zu 4,6 erscheint überzeugend. Dabei vernachlässigt die Studie jedoch, dass auch der naturgemäß auf den Hochwinter fallende Stromverbrauch der Elektro-Wärmepumpe zu einem großen Teil über die Energiespeicherung per Power-to-Gas (65% Wirkungsgrad) und die anschließende Rückverstromung in Gaskraftwerken (50% Wirkungsgrad) laufen muss.
Für 5.000 kWh Heizstrom sind gut 15.000 kWh Ökostrom erforderlich!
Die Studie enthält einige wichtige Hinweise auf die Rolle der Solarthermie und letztlich diese Aussage:
Wird die Solarthermie stärker ausgebaut als in dieser Studie unterstellt wurde, lässt sich der zusätzliche Strombedarf weiter reduzieren. (Seite 15)
Das zeigt sich auch am Beispiel des Einfamilienhauses. Gekoppelt mit einer Solarthermieanlage, die 35% des Wärmebedarfs abdeckt – das leisten klassische solare Kombianlagen für Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung – reduziert sich der Gasverbrauch auf 9.750 kWh. Diese Menge lässt sich ebenso aus 15.000 kWh Ökostrom erzeugen, wie der Heizstrom für Elektrowärmepumpen.
Fazit: Solarthermie mit P2G-Brennwertheizung und Elektrowärmepumpe mit JAZ 3 sind gleichwertige Alternativen. Im Interesse des Klimaschutzes sollte Solarthermie dort den Vorrang haben, wo günstige Voraussetzungen gegeben sind (unverschattetes Dach mit guter Südorientierung), so dass es realistisch möglich wird, ausreichende Stromerzeugungskapazitäten für den Heizstromverbrauch der Elektrowärmepumpen im Winter aufzubauen.
Die Studie im Original: http://pvspeicher.htw-berlin.de/wp-content/uploads/2016/05/HTW-2016-Sektorkopplungsstudie.pdf